Der lange Weg der Menschenrechte
Chronik der Menschenrechte

Die Idee der Menschenrechte ist kein Phänomen der letzten Jahrzehnte. Schon im 13. Jahrhundert wurden die Grundpfeiler für unsere heutigen Menschenrechte gelegt. Der Gedanke an eine Menschenwürde entwickelte sich zum Prinzip der Gleichheit und der Notwendigkeit von universellen Rechten für jedes Individuum weiter.
Wo sind die Menschenrechte verankert?
Ungeachtet früherer historischer Anknüpfungspunkte wurden Menschenrechte seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert formuliert, allen voran in der Virginia Bill of Rights und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung (beide von 1776) sowie in der französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789. Mit der „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin” proklamierte Olympe de Gouges im Jahre 1791 Freiheits- und Gleichheitsrechte auch für Frauen, ohne jedoch für ihr Anliegen Gehör zu finden. Sie wurde 1793 hingerichtet.
Trotz der universalistischen Wortwahl stellten die Menschenrechte seinerzeit Rechte dar, in deren Genuss – überspitzt formuliert – zunächst vor allem das „weiße”, männliche Bürgertum kam. Selbst als im Lauf der Geschichte die Rechte – in langen und schmerzhaften Kämpfen – auf alle Angehörigen einer Nation ausgedehnt wurden, handelte es sich vorrangig um nationale Rechtskonzeptionen, deren Nutzung für gewöhnlich an die Staatsbürgerschaft geknüpft war.
Chronik
1215 in England | Magna Charta König Johann sichert den Adeligen in einem der ältesten Freiheitsdokumente der westlichen Welt zu, dass kein freier Mann verhaftet oder angegriffen werden soll. |
1222 im heutigen Mali | Charta of Mandén Sie ist die wahrscheinlich älteste Verfassung der Welt, die die Sklaverei von Kriegsgefangenen verbietet. Jedoch existiert sie nur als mündliche Überlieferung. Seit 2009 ist sie UNESCO Weltkulturerbe. |
1542 in Spanien | Leyes Nuevas Durch den Dominikanerpater Bartolomés de Las Casas wird die Versklavung und Ausrottung der südamerikanischen Indios verboten, aber die Gesetze werden kaum befolgt. |
1628 in England | Petition of Right Das Parlament fordert die Stärkung der eigenen Rechte: Die Steuererhebung soll neu geregelt werden und kein Bürger soll ohne Verhandlung hingerichtet werden dürfen. |
1672 in Schweden | De iure naturae et gentium Der Professor Samuel von Pufendorf schreibt im zweiten seiner acht Bücher von Natur- und Völkerrecht: „Und so hat jeder Mensch eine außerordentliche Würde.“ |
1679 in England | Habeas Corpus Act Das Gesetz erweitert und festigt die bis dahin missachteten Rechte aus der Magna Charta und der Petition of Right. |
1689 in England | Bill of Rights Das englische Parlament wird in seinen Rechten gegenüber der Krone gestärkt. Abgeordnete genießen Immunität und Meinungsfreiheit. |
12.6.1776 in den Vereinigten Staaten von Amerika | Virigina Declaration of Rights Presse- und Religionsfreiheit, Volkssouveränität und das Prinzip der Gewaltenteilung werden zu grundlegenden Rechten. Die Erklärung hat großen Einfluss auf spätere Erklärungen weltweit. |
4.7.1776 in den Vereinigten Staaten von Amerika | Declaration of Independence Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung schreibt offiziell fest, dass alle Menschen gleich sind und jedes Individuum Menschenrechte besitzt. |
26.8.1789 in Frankreich | Declaration des Droits de l’Homme et du Citoyen Das Dokument der französischen Nationalversammlung ist die erste europäische Menschenrechtserklärung und legt den Grundstein für Demokratie und Freiheit. |
25.9.1789 in den Vereinigten Staaten von Amerika | Bill of Rights Die Zehn Zusatzartikel zur Verfassung gewähren Bürgern unter anderem Religions- und Meinungsfreiheit. |
September 1791 in Frankreich | Déclaration des Droits de la Femme et de la Citoyenne Die Frauenrechtlerin Olympe de Gouges verfasst ein Dokument zur Gleichstellung der Frau. Sie spielt im Titel auf die Erklärung an, die drei Jahre zuvor nur für Männer gültig war. Erst 153 Jahre später erhielten Frauen in Frankreich das Wahlrecht. |
10.12.1948 von den Vereinten Nationen | Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Die UN-Erklärung ist nicht unmittelbar rechtsverbindlich. Trotzdem ist sie eine der wichtigsten Quellen für viele nationale Verfassungen und Menschenrechtsverträge. |
4.11.1950 in Europa | Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) Die Konvention ist für alle EU-Staaten rechtsverbindlich. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg und in Luxemburg wacht über ihre Einhaltung. |
16.12.1966 von den Vereinten Nationen | UN-Pakte Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte sowie Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Beide Pakte gründen auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 und sind inzwischen für alle Unterzeichnerstaaten rechtsverbindlich. |
22.11.1969 in Amerika | Amerikanische Menschenrechtskonvention (AMRK) Bis auf Kanada, Kuba und einige karibische Staaten haben die meisten Staaten Amerikas die Konvention unterzeichnet. Die zentralen Organe der AMRK sind die Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte und der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Rica. |
27.06.1981 in Afrika | Afrikanische Charta der Rechte der Menschen und Völker (Banjul-Charta) Die Charta gilt für alle afrikanischen Staaten und beinhaltet bürgerliche, politische sowie wirtschaftliche und soziale Garantien. Dennoch unterscheidet sie sich in vielerlei Hinsicht von anderen menschenrechtlichen Verträgen weltweit. |
20.12.1993 von den Vereinten Nationen | Das Amt des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCR) wird geschaffen. Er schützt und fördert die beiden Pakte von 1966. |
15.09.1994 in der Arabischen Welt | Arabische Charta der Menschenrechte Die Arabische Charta der Menschenrechte wurde vom Rat der Liga der arabischen Staaten verabschiedet und lehnt sich sehr stark an die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte an. Jedoch wurde erst eine überarbeitete Version von 2004 angenommen und 2008 rechtwirksam. |
7.12.2000 in Europa | Charta der Grundrechte der Europäischen Union Die Charta soll Freiheitsgarantien noch sichtbarer machen. Die festgeschriebenen Menschen- und Grundrechte sind für EU-Staaten rechtsverbindlich. |
Quelle: Klingst, M.: Menschenrechte, Stuttgart 2016.
Autor: Internetredaktion LpB BW | letzte Aktualisierung: Dezember 2022.