Schulstudie IGLU
Bei der dritten internationalen IGLU-Grundschulstudie, die im Dezember 2011 veröffentlicht wurde, belegten die deutschen Schülerinnen und Schüler wieder einen Platz im oberen Drittel.
Mit der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) wird das Ziel verfolgt, langfristig Trends bzw. Veränderungen der Leseleistungen von Schülerinnen und Schülern und der Rahmenbedingungen aufzuzeigen. Auf Beschluss der Kultusministerkonferenz hat sich Deutschland 2011 erneut an IGLU beteiligt. IGLU ist eine Studie der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA). Deutschland hat sich bereits 2001 und 2006 an dieser internationalen Studie beteiligt, mit der in weltweit 45 Staaten und Regionen die Lesekompetenzen von Schülerinnen und Schülern der vierten Jahrgangsstufe international vergleichend getestet wurden. In Deutschland nahmen alle 16 Bundesländer an dieser Studie sowie an der nationalen Erweiterung, teil. Die Erweiterungsstudie ermöglicht es, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedingungen in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland, empirisch basiertes Wissen über wichtige schulische, schulorganisatorische und unterrichtliche Merkmale zu erlangen. Dazu gehören die Schuleingangsphase, Ganztagsschulangebote, die Nutzung der neuen Medien in der Schule und im Fachunterricht Deutsch sowie spezifische Förderangeboten im Lesen für Jungen.
In Deutschland wurde der Test im Frühsommer 2011 an rund 200 Schulen durchgeführt. Insgesamt nahmen daran 4600 Viertklässler teil. Bei IGLU wird nicht nur das Lesevermögen selbst getestet, sondern vor allem die Fähigkeit, aus dem Gelesenen Schlüsse zu ziehen.
Laut Studie schafft es die deutsche Grundschule recht gut, am Ende der vierten Klasse ein insgesamt hohes Leseniveau zu erreichen. Mit literarischen Texten kommen sie dabei besser zurecht als mit Sachtexten. Deutsche Schülerinnen und Schüler stehen mit der Lesekompetenz im internationalen Vergleich nun erstmals im oberen Drittel. Die Ergebnisse liegen deutlich über dem EU-Durchschnitt, haben sich aber gegenüber 2006 wieder verschlechtert. Insgesamt zwölf Länder schneiden besser ab als Deutschland, darunter Dänemark, Finnland und Großbritannien. Wilfried Bos, der wissenschaftliche Leiter der Studien lobte die Beteiligten: "Unsere Kinder lesen viel, und sie lesen gerne. Das ist eine große Leistung unserer Grundschulen und auch unserer Elternhäuser." Auch außerhalb der Schule werde viel gelesen, nur noch 11 Prozent der Schülerinnen und Schüler greifen zu Hause nie nach einem Buch.
In Mathematik und den Naturwissenschaften liegt Deutschland knapp in der Spitzengruppe. Hier gab es gegenüber 2006 aber in beiden Fällen kaum Veränderungen.
Schlechte Noten gibt es nach wie vor für die Förderung von Schülerinnen und Schülern aus Familien mit Migrationshintergrund oder aus sozial schlechter gestellten Elternhäusern.
Die Vorschulzeit zahlt sich für die Kinder aus: International und auch in Deutschland erreichen die Kinder, die eine vorschulische Einrichtung besuchen, eine höhere Lesekompetenz.
Die Studie belegt wie schon bei den ersten IGLU-Studien erneut die fehlende Chancengleichheit beim Übergang von der Grundschule ins Gymnasium.
Schon die IGLU-Studie 2006 hatten gezeigt, dass Kinder bildungsnaher Eltern im Schnitt um 67 Punkte vor Klassenkameraden aus bildungsfernen Schichten lagen - ein großer Vorsprung, der signifikant größer ausfiel als im internationalen Mittel. In allen Teilnehmerstaaten verfügten Kinder aus den oberen sozialen Schichten über einen Leistungsvorsprung vor ihren Mitschülerinnen und Mitschülern aus den unteren sozialen Schichten.
Bei Schülern beider Gruppen, die vergleichbare Leistungen aufwiesen, war das Iglu-Ergebnis eindeutig: Damit Lehrer Kinder von "bildungsfernen Schichten" das Gymnasium empfehlen, müssen diese um 77 Punkte mehr Lesekompetenz beweisen. Erst bei 614 Punkten überzeugen sie die Lehrer, bei Akademikerkindern reichen schon unterdurchschnittliche 537 Punkte. Bei gleichen kognitiven Fähigkeiten und gleicher Leseleistung haben Kinder aus bildungsnahen Haushalten eine mehr als zweieinhalb Mal so große Chance, von ihren Lehrern und Eltern eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, wie Kinder von bildungsfernen Haushalten.