OECD-Jahresbericht "Bildung auf einen Blick" 2009
Wie jedes Jahr hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihren Bildungsbericht für 2009 vorgelegt, in dem die Bildungssysteme der 30 Industrienationen, die Mitglieder der Organisation sind, verglichen werden. Dieser Vergleich ist vor allem im Hinblick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise wichtig, da nur gut ausgebildete Menschen größere Chancen auf einen Arbeitsplatz haben. Die Ausgabe des Jahres 2009 untersucht die anhaltende Expansion der Bildungssysteme - inzwischen schließen fast doppelt so viele Studierende ein Universitätsstudium ab wie Mitte der 1990er-Jahre.
Im Durchschnitt geben die OECD-Mitgliedsländer 93.775 US-Dollar pro Schüler aus. Deutschland liegt mit 90.000 Dollar pro Schüler unter dem Durchschnitt, während beispielsweise Dänemark ca. 100.000 Dollar ausgibt.
Im Jahr 2008 haben in Deutschland 20 Prozent mehr Schüler die Schule mit dem Abitur beendet als im Jahr 2003, aber der Anteil der Studienanfänger am Altersjahrgang hat sich in diesem Zeitraum nur um 2,5 Prozent erhöht und liegt nun laut OECD bei 36,2 Prozent. Der Durchschnitt für alle Länder liegt bei 56 Prozent.
Seit Einführung der Studiengebühren 2006 geht der Anteil der Studienanfänger zurück. Vor allem Frauen und Menschen aus Familien mit nicht-akademischem Hintergrund zeigen sich von den finanziellen Bedingungen abgeschreckt.
Von hundert Menschen haben in Deutschland durchschnittlich 23 erfolgreich ein Studium beendet – in Kanada sind es dagegen 56 Menschen. Deutschland liegt damit hinter Polen und Griechenland, auf dem 18. Platz vor Portugal, Österreich und Italien. Der Anteil der deutschen Hochschulabsolventen stieg von 14 Prozent im Jahr 1995 auf 23 Prozent im Jahr 2007. In den 30 untersuchten OECD-Ländern stieg diese Quote allerdings im gleichen Zeitraum von 18 auf 36 Prozent.
Auch beim Thema Weiterbildung hat Deutschland Nachholbedarf: In Deutschland haben sich nur 2,5 Prozent der 30-39-Jährigen für ein Voll- oder Teilzeitstudium eingeschrieben – dies ist nach der Türkei und Korea der niedrigste Anteil im Vergleich der OECD-Länder.
Eine positive Nachricht ist dagegen, dass die Abbrecherquote mit 23 Prozent im Jahr 2005 unter dem OECD-Durchschnitt von 31 Prozent liegt.
Die OECD rät Deutschland zu mehr Anstrengung im Bereich Bildung, da Menschen mit einem höheren Abschluss durchschnittlich mehr Lohn beziehen und durch deren erhöhtes Steueraufkommen auch dem Staat gedient wäre. So verdienen männliche Uni-Absolventen etwa 150.000 Euro brutto mehr in ihrer Erwerbszeit als der Durchschnitt, Frauen etwa 95.000 Euro mehr.
Schon bald werden hochqualifizierte Berufseinsteiger Mangelware sein, da auf die jetzigen starken Geburtenjahrgänge schwächere Jahrgänge folgen werden.
Bundesbildungsministerin Anette Schavan (CDU) verteidigte derweil ihre Politik. Sie zweifelt die Methodik der OECD an, da das gute System der dualen Fachausbildung nicht genügend gewürdigt werde. Außerdem rechne die OECD das BAföG nicht als Bildungsausgabe. Die OECD weist in einer Sonderauswertung die Kritik zurück und weist darauf hin, dass die berufliche Ausbildung in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern keine besonderen Vorteile aufweise.
OECD: Bildung auf einen Blick 2009 (Zusammenfassung)
www.sueddeutsche.de/jobkarriere/551/486962/text/
www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,647636,00.html