Demokratiebildung in der Schule

Wie gelingt Demokratiebildung im Unterricht und in der Schule? Diese Seite gibt einen Überblick für Lehrkräfte, welche Ideen hinter dem Leitfaden Demokratiebildung stehen.
„Demokratie braucht überzeugte und engagierte Demokratinnen und Demokraten.”
Dr. Susanne Eisenmann, 2019
Kurz & Knapp: Was ist Demokratiebildung?
Was ist Demokratiebildung?
Demokratin oder Demokrat zu sein muss man lernen. Deswegen vermittelt Demokratiebildung unsere Verfassungsprinzipien im Grundgesetz und deren Bedeutung für ein freies und gerechtes Zusammenleben.
Warum ist Demokratiebildung wichtig?
Nur wer seine Mitgestaltungsmöglichkeiten in Gesellschaft und Politik sowie seine Grundrechte kennt, kann ein selbstbestimmtes Leben in unserer Demokratie führen und sich für seine Interessen einsetzen.
Wo kann Demokratiebildung geschehen?
Grundsätzlich überall. Diese Seite zeigt, wie Demokratiebildung im Unterricht und an Schulen funktionieren kann.
Der Leitfaden Demokratiebildung
Leitfaden Demokratiebildung
Schule für Demokratie, Demokratie für Schule.
Material für Lehrkräfte und Schulleitungen.
Was ist der Leitfaden Demokratiebildung?
Material für Lehrkräfte und Schulleitungen: Mit Beginn des Schuljahres 2019/20 wurde an allen Schulen in Baden-Württemberg der Leitfaden Demokratiebildung verpflichtend eingeführt. Er knüpft an bereits praktizierte Formen der Demokratiebildung an und hebt die besondere Bedeutung des Gemeinschaftskunde-, Geschichts- und Sachunterrichts hervor (zu den Fächersteckbriefen).
Zugleich werden im Leitfaden vier Handlungsfelder der Demokratiebildung benannt, ebenso vier Bausteine. Jeder dieser Bausteine ist in Themenfelder mit spezifischen Kompetenzbeschreibungen untergliedert. Sie greifen die Herausforderungen an Demokratien auf – mit dem Anliegen, gesellschaftlichen Zentrifugalkräften entgegenzuwirken und positive Bezugspunkte zur Demokratie und ihren Werten zu schaffen.
Baustein:
Identität und Pluralismus
Baustein:
Selbstbestimmung und Autorität
Baustein:
Gleichwertigkeit und Solidarität
Baustein:
Interessen und Beteiligung
Baustein 1 – Identität und Pluralismus

Kompetenz: Mit Pluralismus umgehen
Die Schülerinnen und Schüler setzen Aspekte ihrer Identität in Bezug zur Pluralität, die sie in ihrer Umgebung antreffen. Dazu gehören unter anderem individuelle Eigenschaften, Neigungen, Stärken und Schwächen, Erwartungen, Rollenbilder, Werte und religiöse Überzeugungen. Dabei erkennen sie Normalität in der Unterschiedlichkeit und Gemeinsamkeiten in der Verschiedenheit.
Im Kontext der Identitätsbildung lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Bestimmungsfaktoren für das Gefühl von sozialer Zugehörigkeit kennen. Sie bewerten deren Vereinbarkeit mit demokratischen Grundsätzen und erkennen in Vorurteilen, Stereotypen und Abwertungsideologien Ursachen und Rechtfertigungen für Ausgrenzung und Diskriminierung. Anhand von Fällen und Beispielen aus dem Alltag können die Schülerinnen und Schüler eigene Zuschreibungen reflektieren und entwickeln Zivilcourage und Handlungsoptionen gegen Abwertung und Ausgrenzung.
Kompetenz: Richtig streiten lernen
Konflikte und Streit gehören zum Wesen von Pluralismus und Vielfalt. Ein konstruktiver Umgang mit Meinungs- und Interessengegensätzen – immer auf Basis demokratischer Normen und Verfahrensregeln – ist deshalb eines der zentralen Ziele von Demokratiebildung. Durch die Auseinandersetzung mit Konflikten auf unterschiedlichen Ebenen lernen die Schülerinnen und Schüler die Wirkung von Kommunikation und unterschiedlichen Interventionsformen einzuschätzen und entwickeln eigene Vorstellungen und Fähigkeiten für konstruktive Konfliktlösungen im sozialen und politischen Raum.
Baustein 2 – Selbstbestimmung und Autorität

Rechte wertschätzen und respektieren, Grundsätze für Gerechtigkeit entwickeln
Dieser Baustein vermittelt Orientierung zu Spielräumen und Grenzen im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Regeln, Konventionen und Erwartungen. Die Schülerinnen und Schüler erschließen dabei zunächst, welche Bedeutung die Grund- und Menschenrechte sowie die Verfassungsprinzipien im Grundgesetz für ein freies und gerechtes Zusammenleben haben. Dadurch werden ihnen grundlegende Unterschiede zwischen Demokratien und Diktaturen bewusst. Gleichzeitig entstehen auf diese Weise Maßstäbe
- zur Überprüfung ihres eigenen Handelns und Sensibilität für Antastungen ihrer Persönlichkeitsrechte;
- zur Bewertung von Widersprüchen zwischen Normen und Realität;
- zur Formulierung von Forderungen und Veränderungswünschen in ihrem Umfeld und im politischen Raum;
- zur Einordnung aktueller und historischer Transformationen von Demokratien in autoritäre Regime.
Mit Erwartungen, Regeln und Normen umgehen
Aus der Kenntnis ihrer eigenen Rechte heraus entwickeln die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit, reflektiert und angemessen mit Verhaltenserwartungen, Regeln und Normen umzugehen. Sie lernen, Prozesse der Regel- und Rechtssetzung auf unterschiedlichen Ebenen unter demokratischen Gesichtspunkten zu akzeptieren bzw. zu hinterfragen und erkennen eigene Mitwirkungs- und Beteiligungsmöglichkeiten.
Baustein 3 – Gleichwertigkeit und Solidarität

Kompetenz: Gleichwertigkeit anerkennen
Dieser Baustein fördert Schülerinnen und Schüler in ihrer Offenheit und Akzeptanz für unterschiedliche Lebensweisen und Formen des Zusammenlebens. Sie hinterfragen ihr Rollenverständnis und lernen Situationen in der Schule und im Alltag, im gesellschaftlichen Zusammenleben und im Beruf unter dem Aspekt der Gleichberechtigung zu bewerten. Die Bereitschaft, andere Menschen in ihrer Individualität, in ihren Rechten und Bedürfnissen als gleichwertig und gleichberechtigt anzuerkennen, setzt bei der Bewusstmachung der eigenen Sozialisation sowie der eigenen Wünsche, Erwartungen und Forderungen an. Daraus entwickeln die Schülerinnen und Schüler einen Maßstab für Toleranz, Respekt, Gerechtigkeit und Solidarität im Verhalten gegenüber anderen Menschen oder Gruppen.
Kompetenz: Solidarität und Verantwortung entwickeln
Streit in Gruppen oder Konflikte in pluralen Gesellschaften entzünden sich häufig auch an der Frage, wie Aufgaben und Pflichten sowie Leistungen, Güter und Teilhabemöglichkeiten verteilt werden. Ausgehend von ihrer eigenen Lebenswelt setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Aspekten von Leistungs- und Verteilungsgerechtigkeit auseinander. Sie erkennen dabei auch, in welchem Zusammenhang ihre eigenen Wünsche nach Sicherheit und Wohlfahrt mit der Bereitschaft zu Solidarität in einer Gemeinschaft stehen. Darüber hinaus lernen die Schülerinnen und Schüler in diesem Baustein Möglichkeiten für soziales Engagement in und außerhalb der Schule kennen.
Baustein 4 – Interessen und Beteiligung

Kompetenz: Informationen sammeln und einordnen
Dieser Baustein stärkt die Schülerinnen und Schüler vor allem in ihren Medien- und Beteiligungskompetenzen. Sie lernen, relevante Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu sammeln, einzuordnen und angemessen zu bewerten.
Anhand vielfältiger methodischer Zugänge und altersgerechter Themen üben sie Argumentations- und Präsentationstechniken ein. Im Kontext sozialer Medien und der informationellen Selbstbestimmung werden sie für einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen und Meinungen sensibilisiert.
Kompetenz: Diskutieren lernen und Beteiligung üben
Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit entwickeln sich aus der Position des handelnden Subjekts heraus: Die Schülerinnen und Schüler simulieren oder üben reale Beteiligungsprozesse aus der Sicht von Menschen, die Entscheidungen treffen: Sie „trainieren“ politisches Denken und demokratische Willensbildungsprozesse, sie erproben sich in ihren Beteiligungskompetenzen durch Mitwirkung und Gestaltung konkreter Vorhaben und Projekte und erkennen politische Partizipationsmöglichkeiten.
Darüber hinaus formulieren die Schülerinnen und Schüler persönliche Neigungen und Interessen und lernen entsprechende Freizeitangebote und Teilhabemöglichkeiten in ihrer Schule oder Kommune sowie in Gesellschaft und Politik kennen. So können Begegnungen und Verbindungen über den Kontext der Schule hinaus entstehen.
Die vier Handlungsfelder der Demokratiebildung
Demokratiebildung und die im Leitfaden genannten Demokratiekompetenzen sollen in allen Schulfächern vermittelt werden, sollen fächerübergreifend angelegt sein, sollen sich in der Schulkultur widerspiegeln und sollen durch die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnereinrichtungen umgesetzt werden.
Demokratiebildung im Fachunterricht
Fächersteckbriefe
Demokratiebildung als fächerverbindender und übergreifender Ansatz
Demokratiebildung in der Schulkultur