Januar 2011
UN Women – die neue UN-Organisation für Frauenförderung und Gleichstellung
„UN Women wird die Bemühungen der Vereinten Nationen bei der Förderung der Gleichstellung und dem Empowerment der Frauen, bei der Ausweitung ihrer Möglichkeiten und im Kampf gegen Diskriminierung weltweit vorantreiben.“
(UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, 2. Juli 2010)
Im Januar 2011 hat UN Women, die Frauenorganisation der Vereinten Nationen, ihre Arbeit aufgenommen. Die neue Unterorganisation ist ein "Kind" der aktuellen Reform der Vereinten Nationen. Sie ersetzt die bisher auf diesem Gebiet arbeitenden UN-Organisationen:
- Abteilung Frauenförderung (DAW, gegründet 1946)
- Internationales Forschungs- und Ausbildungszentrum zur Förderung der Frau (INSTRAW, gegründet 1976)
- Büro der Sonderberaterin für Gleichstellungsfragen und Frauenförderung (OSAGI, gegründet 1997)
- Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM, gegründet 1976).
UN Women bündelt die Ressourcen der bislang zuständigen Organisationen und soll so eine breite und zugleich zielgerichtete Wirkung haben.
Bereits in den vergangenen Jahrzehnten haben die Vereinten Nationen für Fortschritte in Sachen Geschlechtergleichstellung gesorgt.
Wichtige Schritte hierbei waren die
- Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW, 1979) und die
- Erklärung und Aktionsplattform von Peking (1995).
UN Women soll die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bei der Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern unterstützen und dabei nationale Prioritäten wie auch internationale Normen und Richtlinien berücksichtigen.
UN Women wird sich international für die Bereitstellung politischer und finanzieller Ressourcen stark machen und dazu Kooperationen auf regionaler und Länderebene eingehen. Country Teams in den einzelnen Ländern sollen die Aktivitäten zur Gleichstellung stärken und koordinieren.
Zunächst wird UN Women in 80 Ländern aktiv sein, das Einsatzgebiet soll jedoch größer werden. Sitz und Zentrale der Frauenorganisation ist New York.
Geleitet wird sie von der Chilenin Michelle Bachelet, die im September 2010 von UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon zur Unter-Generalsekretärin berufen wurde. Zu ihrer neuen Aufgabe meint sie: "UN Women verstärkt die Anstrengungen der Vereinten Nationen markant – damit Frauen und Mädchen bessere Perspektiven haben, damit die Diskriminierung weltweit bekämpft wird."
Die Zukunft wird zeigen, inwieweit UN Women dieser großen Aufgabe gerecht werden kann.
Michelle Bachelet – Leiterin von UN Women
UN Photo/ Marco Castro
Vita: 1951 in Santiago de Chile geboren, war Michelle Bachelet von 2006 bis 2010 die erste Präsidentin Chiles. Sie stammt aus einer politisch aktiven Familie.
Ihr Vater Alberto Bachelet war Mitglied der chilenischen Regierung, als General Augusto Pinochet 1973 sich durch einen Staatsstreich an die Macht putschte. Alberto Bachelet wurde verhaftet und starb ein Jahr später an den Folgen der erlittenen Folter.
Michelle Bachelet und ihre Mutter kamen 1975 in ein Sondergefängnis für politische Gefangene, bevor sie aus Chile flüchteten. Über Australien ging es in der DDR, wo Michelle Bachelet nach einem Deutschkurs in Leipzig ihr Medizinstudium an der Humboldt-Universität Berlin weiterführte.
1979 kehrte Bachelet, inzwischen Mutter von zwei Kindern, nach Chile zurück und beendete dort ihre Ausbildung zur Kinderärztin. Anknüpfend an ihr Engagement in der Sozialistischen Partei Chiles war sie in verschiedenen politischen Organisationen aktiv, die sich für die Wiedereinführung der Demokratie in Chile stark machten.
1990 war dieses Ziel endlich erreicht. Michelle Bachelet arbeitete daraufhin am Wiederaufbau des Gesundheitswesens und in der Beratung internationaler Organisationen wie der WHO oder der GTZ.
Ihr Interesse an einem verbesserten Verhältnis zwischen Zivilbevölkerung und Militär motivierte Michelle Bachelet zu einem Studium der Militärstrategien. Beruflich führte sie dies 1997 ins chilenische Verteidigungsministerium.
1998 wurde sie Mitglied des politischen Komitees ihrer Partei.
Im Jahr 2000 ernannte Präsident Ricardo Lagos sie zur Gesundheitsministerin, zwei Jahre später wurde sie Verteidigungsministerin. Sowohl in Chile als auch in Lateinamerika war Michelle Bachelet die erste Frau an der Spitze eines solchen Ministeriums.
2004 trat sie als Verteidigungsministerin zurück, da sie als Präsidentschaftskandidatin nominiert worden war.
Im Januar 2006 wurde Michelle Bachelet zur ersten Präsidentin Chiles gewählt.
2010 endete ihre Präsidentschaft, da eine Wiederwahl in der chilenischen Verfassung nicht vorgesehen ist.
Am 14. September desselben Jahrers wurde Michelle Bachelet zur Unter-Generalsekretärin der Frauenorganisation UN Women ernannt – eine Position, für die sie sich aufgrund ihres langjährigen politischen Engagements, ihrer Führungsqualitäten wie auch ihrer Fähigkeit zur Konsensstiftung auszeichnet.
Januar 2011 (Johanna Thumm)