Dossier

TikTok

Was spricht für und gegen die Nutzung? Pro/Contra

Virale Trends, Challenges und über eine Milliarde aktive Nutzer weltweit: Die Social-Media-Plattform TikTok hat sich zu einem kulturellen Phänomen entwickelt. Besonders bei der jüngeren Generation ist die Plattform äußerst beliebt. TikTok ermöglicht es, kurze Clips von 15 Sekunden bis zu drei Minuten zu erstellen, die oft kreative Inhalte enthalten - von Tänzen über Lifehacks bis hin zu politischen Statements. Dabei prägt TikTok sowohl Unterhaltungsformate als auch die Art und Weise, wie junge Menschen Informationen konsumieren und sich über Themen austauschen. Doch die App steht auch in der Kritik - aufgrund ihres Suchtpotenzials, aufgrund von Datenschutzbedenken und der Risiken von Desinformation und Radikalisierung.

In diesem Dossier werden die wichtigsten Vor- und Nachteile von TikTok beleuchtet. Warum sollte man TikTok nutzen oder warum nicht? Und welche Potenziale bietet die Plattform in der politischen Bildung?

Was ist TikTok?

TikTok ist eine Social-Media-Plattform, die 2016 von der chinesischen Firma ByteDance entwickelt wurde. Mit der App können Nutzer:innen Kurzvideos anschauen, teilen und selbst erstellen. Nutzer:innen können über die App kurze, selbstgedrehte Videos aufnehmen und sie mit Musik unterlegen. Es entstehen kreative Videos, in denen die Nutzer:innen tanzen, die Lippen synchron zu den Songs/Szenen bewegen („Lip-Syncing“) und grafische Effekte hinzufügen. 

TikTok ist besonders bekannt für seine viralen Trends und kreativen Herausforderungen (sogenannte „Challenges“). Challenges sind Videos, in denen Creator:innen eine Aktion oder Tätigkeit vormachen und die Zuschauenden auffordern, das Verhalten nachzunahmen. Wenn sich viele daran beteiligen, kann es schnell zum Trend werden. In den Videos tanzen Menschen zu Musik, führen Comedy-Sketche auf oder setzen eigene Ideen um. Auf TikTok sind aber auch gefährliche und riskante Challenges im Umlauf.

Der Algorithmus der Plattform spielt dabei eine zentrale Rolle: Er analysiert, wie Menschen die App verwenden, und zeigt ihnen personalisierte Inhalte im sogenannten „For You“-Feed („Für Dich“-Seite) an. Dadurch werden Nutzer:innen ständig neue Videos angezeigt, die genau ihren Interessen entsprechen. Deshalb ist die App auch so fesselnd.

Die App hat schnell an Popularität gewonnen und gehört heute zu den meistgenutzten sozialen Netzwerken weltweit. Besonders bei jungen Menschen ist TikTok beliebt, wobei die Plattform zunehmend auch ältere Zielgruppen anspricht. Trotz des überwiegend unterhaltsamen Charakters hat TikTok auch als Plattform für Bildung (#LernenmitTikTok), politische Diskussionen und soziale Bewegungen an Bedeutung gewonnen.

Aufgrund von Datenschutzbedenken, nationalen Sicherheitsbedenken und Jugendschutzgründen gibt es jedoch in einigen westlichen Ländern, wie den USA und der EU, Diskussionen über mögliche Einschränkungen von TikTok. Die Sicherheit von TikTok für Kinder und Jugendliche wird häufig diskutiert, da die Plattform sowohl positive als auch schädliche Auswirkungen haben kann.

Weiterführende Infos: Die wichtigsten TikTok-Begriffe kurz erklärt: Do you Speak TikTok?

Wie viele Menschen nutzen TikTok?

TikTok sicher nutzen - Tipps für Eltern

30 Prozent aller 6- bis 13-Jährigen sind mindestens einmal die Woche auf TikTok – so die Ergebnisse der KIM-Studie. Dabei beträgt das Mindestalter für die App 13 Jahre laut Nutzungsbedingungen. Die Altersbeschränkung wird aber nicht geprüft. Kinder können sich die App einfach herunterladen und ein falsches Alter angeben. Eltern können jedoch einstellen, was ihre Kinder auf TikTok machen dürfen. 

Tipps für Eltern: kindermedienland-bw Internet-abc schau-hin medien-kindersicher lmz-bw saferinternet

Was macht TikTok so erfolgreich?

Personalisierter Algorithmus

Der KI-Basierte Algorithmus verfolgt die Interessen der Nutzer:innen genau. Dadurch werden maßgeschneiderte Inhalte im „Für Dich“-Feed angezeigt. Dieser Feed ist für jeden Nutzenden einzigartig und passt sich den Verhaltensdaten wie bevorzugten Videos, Likes oder angesehenen Inhalten an. Dieser Mechanismus führt zu einer hohen Verweildauer.

Viralität und Trends

TikTok ist bekannt für seine viralen Trends, die schnell eine große Reichweite erzielen. Der Algorithmus bietet die Chance, dass jedes Video, auch “kleiner” Accounts, viral gehen kann. Nie war es für junge Leute so einfach und unterhaltsam, eigene Kurzvideos zu drehen, zu bearbeiten und mit der Welt zu teilen. Selbst im Mittelpunkt zu stehen und Selbstwirksamkeit zu erleben, das macht den Reiz für Heranwachsende aus. TikTok gibt den Nutzer:innen das Gefühl, Teil einer kreativen Spaß- und Mitmach-Community zu sein, die sie berühmt machen kann.

Kommerzielle Bedeutung

TikTok hat sich zu einer wichtigen Plattform für Influencer-Marketing entwickelt. Marken arbeiten zunehmend mit TikTok-Influencern zusammen, um ihre Zielgruppen zu erreichen. Die hohe Interaktionsrate macht TikTok im Vergleich zu anderen Plattformen besonders attraktiv für Werbetreibende.

Zielgruppenvielfalt

Ursprünglich bei jüngeren Nutzenden beliebt, zieht TikTok heute auch ältere Generationen an. Die Plattform erreicht Menschen auf der ganzen Welt und fungiert als Ort für verschiedene Inhalte – von lustigen Videos bis hin zu Bildungs- und politischen Inhalten​.

Pro/Contra: Chancen und Risiken von TikTok: Was spricht für die App - und was dagegen?

  • Die Nutzung von TikTok birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Die App ist eine wichtige Plattform für Kreativität, Unterhaltung und Bildung geworden, die Millionen von Nutzer:innen weltweit begeistert. Die Möglichkeit, eine breite Reichweite zu erzielen und virale Trends zu setzen, macht es besonders für aufstrebende Kreative attraktiv. Auch als Ort für Bildungsinhalte ist TikTok mittlerweile bekannt (#bookTok, #lernenmittoktok)

    Allerdings gibt es ernsthafte Bedenken bezüglich Datenschutz, Suchtgefahr, der Verbreitung von Desinformation und den Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Immer wieder gibt es Meldungen zu gefährlichen Challenges und Mutproben. Selbst kriminelle Trends werden mitgemacht, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

    Es muss eine Balance zwischen der Nutzung der positiven Aspekte und dem Bewusstsein für die Gefahren geben. Dabei ist ein verantwortungsvoller Umgang mit der Plattform und ein hohes Maß an kritischer Medienkompetenz wichtig. Neben individuellen sind politische Maßnahmen erforderlich, um die negativen Auswirkungen gering zu halten. Die Entscheidung, ob man TikTok nutzen sollte oder nicht, hängt letztlich von den eigenen Prioritäten und Bedenken ab.

9 Gründe gegen TikTok

  • Suchtgefahr: TikTok ist dafür bekannt, dass es seine Nutzenden durch kurze, unterhaltsame Videos lange auf der App hält. Der Algorithmus kann durch unendliches Scrollen süchtig machen, was zu Problemen der psychischen Gesundheit führen kann.

     

     

  • Ungeeignete Inhalte: Trotz der Jugendschutzfunktionen ist es möglich, dass Kinder und Jugendliche auf unangemessene oder schädliche Inhalte stoßen. Themen wie Mobbing, Sexualisierung und die Darstellung von riskanten Verhaltensweisen können auf TikTok vorkommen.

  • Datenschutzbedenken: TikTok steht in der Kritik, eine Vielzahl von Daten zu sammeln, darunter sensible Informationen wie Standorte. Es gibt Bedenken, dass die gesammelten Daten nicht ausreichend geschützt oder für Werbezwecke genutzt werden könnten. Da die Muttergesellschaft ByteDance ihren Sitz in China hat, gibt es Befürchtungen hinsichtlich des Zugriffs der chinesischen Regierung auf diese Daten.

  • Desinformation: Wie auf vielen anderen Sozialen Medien gibt es auch auf TikTok das Problem der Verbreitung von Desinformation. Virale Trends können leicht falsche Inhalte verbreiten, da Nutzer:innen oft dazu neigen, Inhalte ohne ausreichende Prüfung zu teilen. Dies ist besonders problematisch bei Themen wie Gesundheit, Politik oder gesellschaftlichen Fragen, wo Desinformation gravierende Auswirkungen haben kann.
     

  • Gefährliche Trends und Challenges: Auf TikTok entstehen regelmäßig virale Challenges, die nicht nur unterhaltsam, sondern auch manchmal gefährlich sind. Diese Herausforderungen können besonders für jüngere Leute, die sich leicht von der Gruppendynamik beeinflussen lassen, riskant sein. Einige Challenges beinhalten z.B. gefährliche Stunts.

  • Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit: TikTok kann, wie andere Social-Media-Plattformen auch, einen negativen Einfluss auf das Selbstbild und die psychische Gesundheit haben. Ständige Vergleiche mit idealisierten Darstellungen von Schönheit, Erfolg oder Lebensstil können insbesondere bei Jugendlichen zu Unsicherheiten, Selbstzweifeln und Depressionen führen.

  • Urheberrechtsprobleme: TikTok lebt von der schnellen Verbreitung kreativer Inhalte, doch oft werden dabei urheberrechtlich geschützte Werke wie Musik oder Videos ohne Erlaubnis verwendet. Dies führt nicht nur zu rechtlichen Problemen, sondern auch dazu, dass viele Inhalte ohne angemessene Anerkennung für den Künstler verbreitet werden.

  • Filterblasen: Der Algorithmus von TikTok schlägt den Nutzern Inhalte vor, die ihren bisherigen Vorlieben entsprechen. Dadurch können sogenannte Filterblasen entstehen, in denen Nutzer immer wieder ähnliche Inhalte sehen und eine einseitige Weltsicht entwickeln.

  • Verbreitung von rechtspopulistischen Inhalten: Inhalte, die Empörung, Polarisierung oder starke Emotionen hervorrufen, haben auf Plattformen wie TikTok eine höhere Wahrscheinlichkeit, von den Algorithmen bevorzugt zu werden und so mehr Menschen zu erreichen. Diesen Mechanismus machen sich rechtspopulistische und extremistische Strömungen zu nutze.

TikTok Verbot?

TikTok-Verbot – Zensur oder notwendiger Schutz?

Weltweit wächst der Druck auf die Kurzvideo-Plattform TikTok. Während Deutschland bislang nur Sicherheitsbedenken äußert und die App auf Regierungsgeräten sperrt, gehen andere Länder deutlich weiter: Die USA erwägen ein vollständiges Verbot, sollte der chinesische Mutterkonzern ByteDance die Plattform nicht verkaufen. Australien und die EU haben TikTok für Behörden untersagt, Indien zog bereits 2020 die Reißleine und blockierte die App komplett. Australien geht auch einen Schritt weiter: Ab 2025 sollen Kinder unter 16 Jahren keinen Zugang mehr zu Social-Media-Apps wie TikTok, Instagram oder Facebook haben.

Kritiker warnen vor massiven Datenschutz- und Sicherheitsrisiken. Chinesische Gesetze verpflichten Unternehmen zur Zusammenarbeit mit der Regierung – ein direkter Zugriff auf Nutzerdaten scheint nicht ausgeschlossen. Zudem steht TikTok unter Verdacht, politische Inhalte zu manipulieren und Meinungen gezielt zu beeinflussen. Doch die Plattform ist längst mehr als ein Unterhaltungsmedium: Sie ist ein zentraler Akteur in der digitalen Wirtschaft, ein Karriere-Sprungbrett für Influencer und ein wichtiger Marketingkanal für Unternehmen. Ein Verbot könnte massive wirtschaftliche Folgen haben.

Rechtlich bleibt ein generelles TikTok-Verbot in Deutschland und der EU umstritten. Statt harter Maßnahmen setzt Brüssel bislang auf strengere Kontrollen, etwa durch den Digital Services Act, der mehr Transparenz und Jugendschutz vorschreibt. Während manche Staaten bereits handeln, bleibt die Debatte andernorts offen. TikTok ist damit nicht nur eine Social-Media-App, sondern ein Symbol für die globalen Spannungen zwischen Freiheit und Kontrolle – mit ungewisser Zukunft.

Quellen: https://www.swr.de/swrkultur/wissen/tiktok-als-politischer-raum-news-desinformation-parteienwerbung-102.html

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/tiktok-171.html

https://usds.tiktok.com/who-owns-tiktoks-parent-company-bytedance/ 

https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/australien-plant-radikales-social-media-verbot-fuer-jugendliche-unter-16-jahren-a-aec4afaf-38a6-4fc7-8bc3-a4ef85bf10cc

 

TikTok und politische Bildung

TikTok prägt zunehmend die Mediennutzung und Meinungsbildung junger Menschen. Längst wird die einstige Spaß-App auch für politische Kommunikation genutzt. In Deutschland haben Parteien, Politiker:innen und Aktivist:innen TikTok als Bühne entdeckt, um um junge Wählerschaft und Unterstützung zu werben​. Viele Teenager und Twens bekommen einen Teil ihrer Informationen inzwischen direkt in der App, sei es durch erkärende Kurzvideos, politische Influencer:innen oder durch Inhalte, die der TikTok-Algorithmus in ihren Feed spült. Dadurch kann TikTok Stimmungen beeinflussen und Trends in Echtzeit verstärken – sei es bei Protestbewegungen, Musik- und Modephänomenen oder politischen Debatten.

Wie kann TikTok als Medium politischer Bildung genutzt werden? Die politische Bildung im digitalen Zeitalter erfordert ein Umdenken: Klassische Bildungsformate müssen sich den neuen, dynamischen Medienwelten anpassen. Einige Studien beleuchten die Nutzung politischer Inhalte auf TikTok. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass TikTok einerseits ein niedrigschwelliges Forum für politische Partizipation bietet, andererseits aber auch das Risiko birgt, junge Menschen einseitig zu informieren. (JIM-Studie; bpb)

 

 

Wie findet politische Bildung auf TikTok statt?

  • Nachrichten- und Bildungs-Kanäle (z.B. @tagesschau; @funk; Mr.Wissen2go; @die.da.oben, @deep.und.deutlich; @bsannefrank)
  • Faktencheck-Kanäle (@faktenfuchs)
  • Kanäle von Einzelpersonen, Influencer:innen (@nini_erklaert_politik; @misshistory; @nikothec)

Zunehmend finden politische Inhalte Einzug in die Kurzvideos: Die Beiträge reichen von Themen wie Migration, Klimawandel und sozialer Gerechtigkeit bis hin zu kritischen Auseinandersetzungen mit dem etablierten politischen System. Politische Botschaften werden häufig in kurzweiligen, visuell ansprechenden und emotionalisierten Clips vermittelt. 

Wahlkampf auf TikTok

TikTok hat sich als zentrale Plattform für politische Kommunikation etabliert, insbesondere um junge Wähler:innen anzusprechen. Der personalisierte Algorithmus begünstigt virale Inhalte, wodurch selbst kleinere politische Akteure große Reichweiten erzielen können. Erfolgreiche Strategien setzen auf emotionale Ansprache, Unterhaltungselemente, interaktive Formate und authentische Einblicke.

Im Bundestagswahlkampf 2025 spielte TikTok eine größere Rolle als je zuvor. Während die AfD mit provokanten Inhalten und gezielter Mobilisierung bereits früh erfolgreich war, holten andere Parteien auf. Der Wahlkampf verlagerte sich verstärkt ins Digitale, wobei viele Politiker TikTok nutzten, um direkten Kontakt mit Erstwählern herzustellen. Die AfD profitierte besonders stark von der Plattform und erreichte junge Nutzer überproportional häufig, was sich auch in Wahlergebnissen widerspiegelte.

Dennoch gibt es Kritik an TikTok als politischer Plattform: Desinformation, algorithmische Verzerrung, Datenschutzbedenken und eine problematische Moderationspolitik stehen im Fokus. Während manche Länder TikTok bereits auf Regierungsgeräten verboten haben, bleibt die Plattform in der politischen Kommunikation unverzichtbar. Die Herausforderung besteht darin, Reichweite und Interaktion zu nutzen, ohne demokratische Debatten von Algorithmen bestimmen zu lassen.

Quellen: https://www.fluter.de/tiktok-politiker-strategien

https://www.uni-potsdam.de/de/medieninformationen/detail/2024-09-02-die-afd-dominiert-tiktok-studie-zur-sichtbarkeit-der-parteien-in-den-sozialen-medien

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/rechtsextremismus-jugendliche-100.html

https://www.tagesschau.de/investigativ/bundestagswahl-wahlwerbung-instagram-facebook-parteien-budget-100.html 

https://reportage.wdr.de/wie-spitzenkandidaten-im-wahlkampf-auf-social-media-kommunizieren

https://www.bpb.de/lernen/angebote/grafstat/wahlen-nach-zahlen/336393/m-04-01-die-rolle-von-instagram-und-tiktok-im-wahlkampf/ 

https://www.lmu.de/de/newsroom/newsuebersicht/news/social-media-praegen-den-wahlkampf-aber-nicht-den-wahlausgang.html 

Welchen Einfluss hat TikTok auf die politische Meinungsbildung?

TikTok bietet eine Plattform, die jungen Menschen den Zugang zu politischem Wissen erleichtert, gleichzeitig aber auch neue Herausforderungen mit sich bringt: TikTok steht in der Kritik, dafür verantwortlich zu sein, dass junge Menschen radikale rechtsextreme und -extremistische politische Ansichten entwickeln. Dass TikTok einen Einfluss auf die politische Meinungsbildung von Jugendlichen hat, haben einige Studien und Fachleute aus Politik- und Medienwissenschaft beleuchtet.

Das Problem: Einige rechtspopulistische oder extremistische Akteure nutzen TikTok gezielt, um junge Menschen zu erreichen. Sie verbreiten ihre Botschaften in scheinbar harmlosen Formaten, die sich an die Lebenswelt von Jugendlichen anpassen. Sie nutzen Memes und Challenges, um ihre Botschaften attraktiver zu machen. Dies kann dazu führen, dass Jugendliche politisch manipulative Inhalte unkritisch übernehmen. Komplexe politische Themen werden durch die kurzen, schnellen Videos zudem stark vereinfacht, was zu einer verzerrten Wahrnehmung führen kann.

Jugendliche konsumieren politische Inhalte zudem oft „zufällig“, als Teil ihres Unterhaltungsfeeds. Dies kann problematisch sein, da die Konsumenten oft keine kritischen Filter anwenden, um die Glaubwürdigkeit oder die Absichten hinter den Botschaften zu hinterfragen. Dies eröffnet Raum für gezielte Manipulation und Desinformation, die populistische Akteure effektiv nutzen. Einige Untersuchungen zeigen auch, dass viele Jugendliche sich über ihre Fähigkeit, Fake News zu erkennen, überschätzen und selten aktiv recherchieren, um die Richtigkeit von Informationen zu überprüfen.

Ein weiteres Problem: Der Algorithmus der Plattform bevorzugt Inhalte, die starke Emotionen wie Wut oder Empörung hervorrufen, was populistische und extremistische Botschaften verstärkt. Der Algorithmus verstärkt auch Filterblasen, in denen Jugendliche vor allem Inhalte sehen, die ihre bisherigen Ansichten bestätigen. Dies kann dazu führen, dass User:innen wenig mit alternativen Perspektiven konfrontiert werden. Dies kann dazu führen, dass Jugendliche, die anfällig für rechtspopulistische oder extreme Ansichten sind, fast ausschließlich ähnliche Inhalte konsumieren.

Populistische und vereinfachte Darstellungen politischer Themen können bei übermäßigem Konsum zu einer oberflächlichen politischen Meinungsbildung beitragen. Studien warnen davor, dass solche Mechanismen das kritische Denken beeinträchtigen und in Extremfälle zur Radikalisierung führen können. Fest steht aber auch: TikTok ist nicht alleine schuld an einer Radikalisierung, TikTok ist eher Verstärker, nicht Auslöser. Jugendliche erleben multipe Krisen, dazu gehören: Inflation, Kriege, zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, Klimakrise, soziale und wirtschaftliche Unsicherheiten. Es ist eine Kombination aus verschiedenen gesellschaftlichen, politischen und bildungspolitischen Faktoren sowie ein Mangel an Medienkompetenz und soziale Medien allgemein.
 

Weiterführende Links:

Autor: Internetredaktion der LpB BW | Stand der Aktualisierung: März 2025

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