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LK 53 Demokratie erinnern
Bei der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LpB) ist jetzt das neue Buch „Demokratie erinnern“ erschienen. Namhafte Autorinnen und Autoren widmen sich auf 302 Seiten der Demokratieerinnerung im deutschen Südwesten. Mit ihren Beiträgen betreten sie in vielerlei Hinsicht Neuland für die Geschichtsschreibung zu Baden-Württemberg und seinen Vorgängerländern.
Der deutsche Südwesten hatte vor allem im 19. Jahrhundert einen verfassungspolitischen Modernisierungsvorsprung. An diese demokratischen Traditionslinien und an die Errungenschaften der Freiheits- und Demokratiebewegungen konnte auf dem Weg zum liberalen und demokratischen Verfassungsstaat angeknüpft werden. Daran zu erinnern und die Entwicklungslinien einer demokratischen Erinnerungskultur herauszuarbeiten, heißt auch, prägende Persönlichkeiten und Ereignisse unserer Demokratiegeschichte erlebbar zu machen. Dies geschieht in diesem Buch mit neun Aufsätzen, die sich unter anderem mit den ersten Verfassungen in Baden (1818) und Württemberg (1819) beschäftigen, mit dem Erinnern an die Revolution von 1848/49 sowie mit den südwestdeutschen Landesverfassungen nach 1945. Gefragt wird aber auch nach der Rolle von Frauen in der Erinnerungskultur des Landes oder nach dem Beitrag von NS-Verfolgten im Prozess der Demokratisierung nach 1945.
Dabei wird deutlich: Die Demokratie wurde den Deutschen nicht in die Wiege gelegt. Sie musste in einem langwierigen Prozess mit zahlreichen Brüchen und Kontinuitätslinien erstritten und erkämpft werden. Erinnerung und Gedenken an diese Entwicklung, an die Demokratie und ihre Errungenschaften haben ihre eigene Geschichte. Sie darzustellen heißt auch, die hart umkämpfte, aber letztlich erfolgreiche Etablierung einer demokratischen und freiheitlichen Verfassungsordnung zu würdigen. Darüber hinaus erwächst aus den widerstreitigen Entwicklungen, aus den Gegensätzen und Gefährdungen ein Lernpotenzial, das immer wieder zeigt, wie verletztlich unsere demokratischen Errungenschaften sind.
Herausgegeben wird der neue Band von Prof. Dr. Bernd Braun (Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Heidelberg), Prof. Dr. Frank Engehausen (Universität Heidelberg) sowie Sibylle Thelen und Prof. Dr. Reinhold Weber (beide LpB).
INHALT
Vorwort
Einleitung der Herausgeber:
Von den Schwierigkeiten, an Demokratie zu erinnern
Martin Furtwängler
Ein Leuchtturm der Erinnerung? Die badische Verfassung von 1818 als Teil einer demokratischen Erinnerungskultur
Michael Wettengel
Erinnern an die Revolution von 1848/49
Bernd Braun
Die vernachlässigte „Mutter der Freiheit“ – Defizite in der Erinnerungskultur an die Weimarer Republik in Baden und Württemberg
Philipp Gassert
„Demokratie kommt von unten“: Landesverfassungen und Grundgesetz nach 1945
Nicola Wenge
Der Beitrag ehemaliger NS-Verfolgter im Prozess der Demokratisierung nach 1945
Leonie Richter
Frauen in der demokratischen Erinnerungskultur Baden-Württembergs
Peter Steinbach
Die Herausforderungen und Wandlungen der Demokratie – mehr als nur eine Affäre!
Thomas Hertfelder
Erfolgsgeschichte Bundesrepublik. Die letzte Meistererzählung
Bildnachweis
Die Autorinnen und Autoren