Dossier

Plastikmüll

Wie gefährlich sind Kunststoffabfälle für uns und unsere Umwelt?

Ob als Flasche, Flugzeugpropeller oder FFP2-Maske – Plastik ist ein beliebtes Material und kommt überall zum Einsatz. Es ist leicht, bruchsicher, billig und langlebig. Oft setzen wir es jedoch nur ein, um es direkt wieder wegzuwerfen. Außerdem landet viel Plastikmüll nicht im Recycling-Kreislauf, sondern in unserer Umwelt, vor allem im Meer. Die Menge an Kunststoffabfällen, die wir erzeugen, können wir global schon jetzt nicht bewältigen. Wir müssen überdenken, wie wir Kunststoffe herstellen, verwenden und wiederverwerten. 

„Um eine der größten Umweltbelastungen unserer Zeit zu bewältigen, müssen die Regierungen letztendlich Vorschriften erlassen, Unternehmen innovieren und Einzelpersonen handeln“, warnte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) bereits 2018 in seinem Single-Use Plastics Report. Wie schlimm ist die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll? Was macht die Bundesregierung dagegen? Was passiert auf europäischer und internationaler Bühne? Und wie können wir alle Plastik reduzieren? Unser Dossier gibt Antworten.

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Kurz & knapp: Erklärvideo zu Plastikmüll

Definition: Was ist Plastik?

Beim Plastikverbrauch muss für Unternehmen und jeden Verbraucher und jede Verbraucherin gelten: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Wofür verwenden wir Plastik?

  • Zwischen 1950 und 2015 wurden weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt. Das entspricht einem Gewicht von 822.000 Eiffeltürmen. Nur neun Prozent des Plastikmülls wurden jemals recycelt.

  • Pro Kopf fielen im Jahr 2019 in Deutschland 76 Kilogramm an Kunststoffabfällen an. Das entspricht fast 40 Gelben Säcken. Die Hälfte, 38 Kilogramm, entfiel allein auf Verpackungen.

  • Pro Minute werden überall auf der Welt fast eine Million Getränkeflaschen aus Kunststoff verkauft. Allein Coca-Cola produziert pro Jahr 88 Milliarden Einweg-Plastikflaschen. Aneinandergereiht reicht diese Plastikflaschenschlange 31 Mal von der Erde bis zum Mond und zurück.

  • Pro Stunde werden bei uns in Deutschland 320.000 Einwegbecher für Heißgetränke außer Haus verbraucht. Pro Jahr sind das rund 2,8 Milliarden Einwegbecher.

Plastik ist ein lukratives Geschäft: Laut Recherchen für den Film „Plastic Planet“ macht die Kunststoffindustrie 800 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Mittlerweile sind es rund 370 Millionen Tonnen pro Jahr an Kunststoffen, die weltweit produziert werden (Stand: 2019). Allein ein Drittel entfällt dabei auf Verpackungen, also Wegwerfprodukte.

In Deutschland belief sich die Kunststoffproduktion 2019 auf 20 Millionen Tonnen. Etwa 6,3 Millionen Tonnen fielen an Kunststoffabfällen an. Pro Kopf waren das 76 Kilogramm. Davon entfielen 38 Kilogramm auf Verpackungen. Nur in Luxemburg, Irland und Estland ist der Verbrauch noch höher. Pro Stunde werden zum Beispiel 320.000 Einwegbecher bei uns verbraucht.

Quellen & Links

Quellen & Links

Warum ist (Mikro-)Plastik für unsere Umwelt gefährlich?

Was Plastik so beliebt macht – es ist flexibel, billig und sehr haltbar – macht es auch zum Fluch: Denn Plastik ist allgegenwärtig und gilt als eines der größten Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts.

Niedrige Recyclingquote

Plastik wird immer noch viel zu wenig wiederverwertet. Laut Plastikatlas liegt die Recyclingquote weltweit nur bei 14 Prozent. 40 Prozent des Plastikmülls landen auf Mülldeponien, 14 Prozent werden verbrannt und ganze 32 Prozent gelangen in die Umwelt. Auch die deutsche Recyclingquote ist nicht so gut wie viele vielleicht denken: Betrachtet man den wirklich recycelten Output, so lag die Quote im Jahr 2017 bei nur 15,6 Prozent.

Weitere Infos zum Recycling

Hohe CO2-Emissionen durch Plastik

Kohlendioxid, Methan und andere Treibhausgase werden in jeder Phase des Plastik-Lebenszyklus freigesetzt, von der Herstellung aus fossilen Rohstoffen bis hin zur Entsorgung und Verbrennung. Geht die Kunststoffproduktion bis 2050 ungebremst weiter, würden allein zehn bis 13 Prozent des CO2-Budgets, das wir zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels zur Verfügung haben, für die Herstellung und Entsorgung von Plastik verwendet (Quelle: Plastikatlas).

Wie gefährlich ist Plastik für unsere Gesundheit?

Verschiedene Kunststoffe stellen unterschiedliche Gefahren für die menschliche Gesundheit dar.

Die PlastX-Studie fand 2019 heraus, dass im Durchschnitt drei von vier getesteten Kunststoffprodukten schädliche Substanzen enthalte. Darunter fanden die Forschenden Chemikalien, die toxisch (giftig) auf Zellen wirken oder endokrine Effekte hervorrufen. Das bedeutet, dass sie ähnliche Wirkungen wie menschliche Hormone hervorrufen und darüber starken Einfluss auf den Körper nehmen können. 

Oft ist nicht der Kunststoff selbst belastet, sondern die Zusatzstoffe sind schädlich. So kann PVC beispielsweise schwermetallhaltige UV-Stabilisatoren enthalten oder zugesetzte Weichmacher wieder freisetzen. Unbedingt vermeiden sollte man alle Produkte aus Polycarbonat (PC bzw. Recyclingcode 07), weil daraus Bisphenol A freigesetzt wird, ein besonders besorgniserregender Stoff, der das Hormonsystem schädigen kann. Je nach Herstellungsmethode des Kunststoffs können außerdem giftige Stoffe eingesetzt oder freigesetzt werden. Einige Stoffe können gravierende Gesundheitsschäden verursachen, von Allergien und Fettleibigkeit bis hin zu Unfruchtbarkeit, Krebs und Herzerkrankungen, wie der BUND in dieser Broschüre schreibt. Ausführliche Informationen liefert außerdem die Verbraucherzentrale.

 

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Hintergrund: Frauen stärker gefährdet als Männer

Hintergrund: Frauen stärker gefährdet als Männer

Giftstoffe in Kunststoffen belasten Frauen anders und stärker als Männer. Frauenkörper haben mehr Körperfett und reichern daher stärker Chemikalien im Gewebe an. Viele Hygieneprodukte enthalten Kunststoffanteile und werden mehrere Jahrzehnte monatlich von Frauen genutzt. Auch Kosmetikartikel mit Mikroplastik oder Reinigungsmittel für die Hausarbeit können gesundheitsschädlich sein. Schließlich arbeiten viele Frauen in Entwicklungsländern in Industriezweigen, die billige Plastikprodukte herstellen, oder suchen als Müllsammlerinnen nach Verwertbarem aus Plastik- und Elektromüll (Quelle: Plastikatlas).

Auf einen Blick: Was spricht für, was gegen Kunststoff?

Pro & Contra Plastik

  • langlebig, hält nahezu ewig und zerfällt zu Mikroplastik, das in die Umwelt gelangen kann
  • ressourcenintensiv, benötigt zur Herstellung viel Erdöl und/oder Erdgas
  • klimaschädlich, da hohe Treibhausgasemissionen bei der Herstellung freigesetzt werden
  • komplex, in vielen Kunststoffen befinden sich – teils schädliche – Zusatzstoffe
  • geringer Recyclinganteil

Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg: Kunststoff-Sparbüchle

Wo landet unser Plastikmüll, wird er recycelt?

Kunststoffabfälle können

  1. werkstofflich verwertet werden, also recycelt und zu neuen Produkten verarbeitet werden;
  2. rohstofflich verwertet werden, also wieder zu Erdöl oder Erdgas verarbeitet werden oder
  3. energetisch verwertet werden, also in Müllverbrennungsanlagen verbrannt und daraus Energie erzeugt werden. Allerdings entstehen dadurch auch erhebliche Emissionen.

Bei uns wird immerhin bereits rund die Hälfte des Plastikmülls recycelt. 2019 wurden laut Umweltbundesamt knapp 47 Prozent werk- oder rohstofflich genutzt und 53 Prozent energetisch verwendet, bei den Kunststoffverpackungen lag die Recyclingquote sogar etwas höher bei 55 Prozent (Quelle: Conversio). Doch diese Zahlen beziffern nur die Anlieferungsmengen bei den Recyclingunternehmen. Im weiteren Prozess sinkt die Quote immer weiter, so dass am Ende nur eine geringe Menge an wirklich recyceltem Output entsteht. So wurden von den 2017 angefallenen 5,2 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen gerade mal 810.000 Tonnen wiederverwertet – 15,6 Prozent (Quelle: Plastikatlas).

In vielen anderen Ländern der Erde gibt es Recycling so gut wie nicht, sondern die Kunststoffabfälle landen auf riesigen Müllhalden und ein Drittel des gesamten Plastikmülls weltweit wird einfach achtlos am Straßenrand, ins Flussbett oder am Strand weggeworfen. Von den seit den 1950er-Jahren produzierten Kunststoffen wurden nur neun Prozent recycelt, zwölf Prozent verbrannt – der Rest weilt immer noch unter uns (Quelle: Plastikatlas).

Export von Plastikmüll

Ein weiteres Problem ist der Export von Kunststoffabfällen ins Ausland. Zwar exportiert Deutschland mittlerweile deutlich weniger Plastikmüll: 2021 waren es 766.200 Tonnen Kunststoffabfälle, rund 25 Prozent weniger als noch 2020 und fast 50 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Dies liegt auch an neuen Einfuhrverboten, z. B. durch China, oder an Ausfuhrbeschränkungen der EU. Unsere Kunststoffabfälle wandern mittlerweile vor allem in die Niederlande, die Türkei sowie nach Polen und Malaysia, wobei die Niederlande als Transitland für die Verschiffung in andere Länder fungieren. Noch immer ist Deutschland im EU-Vergleich der größte Plastikmüllexporteur (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Landen die Kunststoffabfälle im Ausland in zertifizierten Recyclinganlagen, fließt das in die heimische Recyclingquote ein. Allerdings sind in vielen Fällen die Nachweis- und Kontrollsysteme in den Zielländern mangelhaft. Nur ein Teil wird tatsächlich recycelt, der Rest wird deponiert, verbrannt oder landet am Ende doch in der Umwelt (Quelle: NABU). Und natürlich floriert weiterhin die illegale Ausfuhr von Kunststoffabfällen, zum Beispiel in die Türkei – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt (Quelle: Greenpeace).

Was passiert mit Kunststoffabfällen im Meer?

Wir sehen den Plastikmüll, der an der Meeresoberfläche treibt oder an Küsten angespült wird. Doch das ist nur die Spitze des Müllbergs: Ein großer Teil des Plastiks sinkt in die Meerestiefen hinab. Laut dem Bericht „The New Plastics Economy“ aus dem Jahr 2016 wird es bis 2050 mehr Kilogramm Plastik in den Ozeanen geben als Fische. 

Wie viel Plastikmüll landet im Meer?

Das ist nicht einfach zu berechnen, weil ein Teil natürlich absinkt und nicht mehr sichtbar ist. Schätzungen gehen davon aus, dass bisher insgesamt 86 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Ozeanen gelandet ist. Jährlich kommen rund zehn Millionen Tonnen hinzu. Das entspricht etwa einer Lkw-Ladung Plastik pro Minute (Quelle: Plastikatlas).

Der Plastikmüll konzentriert sich aufgrund von Wind- und Meeresströmungen in fünf Strudeln im Nord- und Südpazifik, im Nord- und Südatlantik sowie im Indischen Ozean. Der größte Müllstrudel im Nordpazifik, der „Great Pacific Garbage Patch“, wurde 2018 auf eine Größe von 1,6 Millionen Quadratkilometer geschätzt – das entspricht etwa viereinhalb Mal der Fläche Deutschlands (Quelle: Nature). Wie die riesigen Müllstrudel zustande kommen, visualisierte NASA in diesem Video. Aber auch im Mittelmeer sammelt sich immer mehr Plastik an und es wird zur Plastikhalde Europas. Der Global Plastic Navigator des WWF veranschaulicht die Konzentration von Kunststoffen in unseren Ozeanen auf anschaulichen Karten.

Wie gelangt Plastik in die Meere?

Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben in einer Studie herausgefunden, dass weltweit zehn Flusssysteme – acht davon in Asien, zwei in Afrika – für 90 Prozent des Plastikeintrags aus Flüssen in unsere Weltmeere verantwortlich sind. Sie untersuchten dazu die Verschmutzung von 1.350 Flüssen. Die zehn Flüsse sind der Nil und der Niger (Westafrika) in Afrika und der Jangtsekiang (China), Indus (Indien und Pakistan), Gelber Fluss (China), Hai He (China), Meghna (inkl. Ganges und Brahmaputra in Indien und Bangladesch), Perlfluss (China), Amur (China und Russland) und der Mekong (Südostasien) in Asien. In den meisten Ländern, durch die diese Flüsse fließen, gibt es kein Abwassermanagement oder Müllentsorgungs- und Recyclingsystem, so dass Abfälle einfach in den Flüssen entsorgt werden.

Warum ist Plastikmüll im Wasser nicht gut?

Kunststoff im Wasser schadet den Tieren: Plastikteile im Meer werden von Vögeln, Meeresschildkröten, Walen, Delfinen, Robben und anderen Tieren für Nahrung gehalten und können ihre Verdauungsorgane verletzen und verstopfen. Viele Tiere sterben daran. In vielen Regionen hat bereits jeder dritte untersuchte Seevogel Plastik im Magen. Bei 22 von 30 gestrandeten Pottwalen in der Nordsee fanden Fachleute im Jahr 2016 jeweils bis zu 25 Kilogramm Plastikmüll im Magen. Mittlerweile sind mehr als 4.000 Tier- und Pflanzenarten von Meeresmüll betroffen (Quelle: Litterbase). Sie fressen den Müll nicht nur, sondern verheddern oder strangulieren sich in Müllteilen bis hin zum Tod. Während diese Folgen großer Plastikmüllteile gut sichtbar sind, ist bisher unklar, welche Auswirkungen es für Meeresorganismen hat, wenn sie ständig kleineren Plastikmüll oder Mikroplastik mit der Nahrung zu sich nehmen (Quelle: WWF).

Kunststoff im Wasser schadet den Menschen: Je mehr Mikroplastik im Wasser ist, desto mehr Plastik landet letzten Endes in uns. Wir nehmen über unser Essen und Trinken Mikroplastik auf, dessen langfristige Auswirkungen noch nicht geklärt sind. Kunststoffe enthalten außerdem gesundheitsgefährdende Stoffe, die über den Wasserzyklus zurück zu uns gelangen.

Plastikmüll in deutschen Gewässern

Laut Plastikatlas wird die Nordsee vor allem durch Plastikmüll aus der maritimen Industrie, der Schifffahrt und der Fischerei verschmutzt. An der Ostsee sind es dagegen vor allem die Touristinnen und die Touristen am Strand. Entlang der Wattenmeerküste Deutschlands und der Niederlande besteht der angeschwemmte Müll zu 75 Prozent aus Plastik und Styropor (Quellen: NABU, Umweltbundesamt).

Umweltindikator: Eissturmvogel

Der Eissturmvogel ist an den Felsenküsten des Nordatlantiks weit verbreitet, in Deutschland brütet er ausschließlich auf Helgoland. Seine Nahrung nimmt der Eissturmvogel ausschließlich an der Meeresoberfläche auf offener See auf, weshalb er seit 2002 als Umweltindikator beim Monitoring des regionalen Meeresschutzabkommens OSPAR dient. Das Ergebnis: Seit Beginn der Untersuchungen wird in 93 bis 97 Prozent der Mägen von gefundenen toten Eissturmvögeln Kunststoffmüll gefunden. 55 bis 60 Prozent der untersuchten Tiere überschritten den festgelegten Grenzwert von 0,1 Gramm. Das Umwelt-Qualitätsziel der Meeresschutzkonvention liegt bei zehn Prozent Überschreitung dieses Grenzwerts. Er wird also weit überschritten (Quelle: BUND).

Was tut die Politik gegen die Plastikflut?

Viele Jahrzehnte existierten verschiedene Abkommen nebeneinander her, waren bloß freiwillige Verpflichtungen und reduzierten das Problem auf die Entsorgung des Plastikmülls. Mit der UNEA-Plastikresolution der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) vom 2. März 2022 hat sich das geändert. In Nairobi haben alle UN-Mitgliedstaaten einstimmig beschlossen, der Plastikflut den Kampf anzusagen. Bis Ende 2024 soll es einen weltweit rechtsverbindlichen Vertrag geben, der Ziele und Maßnahmen der Plastikbekämpfung festlegt und dabei den gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen berücksichtigt. Viele Akteure bezeichneten die Resolution als historischen Meilenstein im Kampf gegen die Umweltverschmutzung, warnten aber auch vor einer Verwässerung der Ziele im weiteren Verlauf der Vertragsverhandlungen.

Hintergrund: Weitere wichtige internationale Abkommen

Hintergrund: Weitere wichtige internationale Abkommen

  • Internationales Hochsee-Abkommen zum Schutz der Weltmeere: Nach 15 Jahren Verhandlung haben sich die UN-Mitgliedstaaten Anfang März 2023 auf das erste internationale Hochsee-Abkommen zum Schutz der Weltmeere geeinigt. Es sieht vor, künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete auszuweisen. Dies soll bereits mit einer Dreiviertelmehrheit möglich sein, ein Meilenstein laut Umweltorganisationen, weil Einzelstaaten damit Entscheidungen nicht blockieren können. Außerdem sollen wirtschaftliche Projekte und Expeditionen in einheitlichen Verfahren auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft werden. Zur Hochsee gehören rund 60 Prozent der Weltmeere, die bis zu diesem Abkommen einen weitgehend rechtsfreien Raum darstellten (Quelle: Zeit online).
  • Basler Konvention: Das „Basler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung“ existiert bereits seit 1989 und hat 190 Vertragspartner. Eine Verschärfung des Abkommens erschwert seit 2021 den Export von Plastikmüll in Länder mit niedrigeren Umweltstandards.
  • MARPOL: Das „Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe“, kurz MARPOL (für „marine pollution“), stammt von 1973 bzw. 1978 und ist ein weltweit gültiges Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt. Die Anlage V befasst sich mit der Verhinderung der Meeresverschmutzung durch Schiffsmüll. Weitere Infos beim BSH
  • UNCLOS: Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (United Nations Convention on the Law of the Seas) wurde 1982 beschlossen und trat 1994 in Kraft. Es beinhaltet ebenfalls Regulierungen zur Beseitigung von Müll auf See und in Küstengebieten.
  • Stockholmer Konvention: Das „Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe“ von 2004 regelt und beschränkt den Einsatz von langlebigen Schadstoffen wie Weichmachern, auf Englisch „persistent organic pollutants“ (POP). Daher ist auch von der „POP-Konvention“ die Rede.
  • OSPAR: Das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks von 1992 ersetzt die beiden Vorläufer, die Oslo-Konvention und die Paris-Konvention, weshalb es OSPAR heißt. Der völkerrechtliche Vertrag umfasst alles, was in die Nordsee oder den Nordatlantik eingeleitet, versenkt oder auf andere Weise eingebracht wird. Eine gleichnamige Kommission ist für die Umsetzung des Vertrags zuständig.
  • Helsinki-Konvention: Die Helsinki-Konvention ist ein Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebiets und stammt ebenfalls aus dem Jahr 1992. Die Helsinki-Kommission (HELCOM) ging aus der Helsinki-Konvention hervor. Ihr gehören alle Ostseeanrainer-Staaten an und sie setzt sich für den Schutz der Meeresumwelt in der Ostsee ein. Allerdings kann die Kommission nur Empfehlungen aussprechen, aber keine bindenden Beschlüsse fassen.

Wie engagiert sich die Zivilgesellschaft gegen Plastikmüll?

Überall gibt es zivilgesellschaftliche Initiativen auf lokaler bis internationaler Ebene, die der Plastikverschmutzung den Kampf angesagt haben. Dazu gehört unter anderem:

Fishing For Litter

Fishing For Litter (FFL) ist ein Projekt in verschiedenen europäischen Ländern, bei dem Fischer große Sammelsäcke erhalten, in denen sie Müll, der sich in den Fischernetzen verfängt, sammeln und in den Hafen transportieren können. Hier stehen Container für die Entsorgung bereit. In Deutschland wird das Projekt vom NABU koordiniert, die Bundesländer Schleswig-Holstein und Niedersachsen unterstützen Fishing For Litter finanziell (Quelle: NABU).

Zero Waste Europe

Zero Waste Europe ist ein europäisches Netzwerk, bestehend aus Inititativen, Städten, Kommunen und Vereinen aus 27 Ländern, die das Ziel eines Zero-Waste-Lebensstils, also die Vermeidung von Müll jeglicher Art, verfolgen. Mit dem Programm „Zero Waste Cities“ unterstützt das Netzwerk Städte und Gemeinden beim Wandel hin zu Zero Waste. In Deutschland sind dies derzeit München und Kiel.
Zero Waste Europe
Zero Waste Germany

Weitere Initiativen und Projekte gegen Plastikmüll

Weitere Initiativen und Projekte gegen Plastikmüll

  • TheOceanCleanUp: Durch Crownfunding finanziertes System zum Auffangen von Plastikmüll in den Ozeanen, das seit 2018 im pazifischen Meeresstrudel unterwegs ist und Plastikmüll einsammelt.
  • Everwave: Schwimmende Flussplattformen und KI-gestützte Müllsammelboote sammeln Plastikmüll in Flüssen ein.
  • One Earth One Ocean: Umweltorganisation, die eine „maritime Müllabfuhr“ mit unterschiedlich großen Müllsammelschiffen („Seehamster“ und „SeeKuh“) betreibt, die den Plastikmüll zu einem Müllverwertungsschiff („SeeElefant“) bringen, wo er recycelt oder zu Heizöl verwandelt wird.
  • Seabins: Von australischen Surfern entwickelte „Mülltonne“, die an der Wasseroberfläsche schwimmt und mit einer Pumpe Plastik aus dem Meer filtert, seit 2017 weltweit in Häfen im Einsatz.
  • Children for the Oceans: Kinder- und Jugendorganisation, die sich seit 2018 für den Schutz der Meere einsetzt
  • Plasticontrol: Verein, der politische Lobbyarbeit, Kampagnen und Aufklärungsarbeit gegen die globale Plastikflut betreibt.
  • Clear River Project: Verein, der sich mit Kunst- und Bildungsprojekten sowie Aufräumaktionen für saubere Flüsse und Meere einsetzt.
  • Healthy Seas: Freiwillige Taucher entfernen „Geisternetze“, also verloren gegangene oder zurückgelassene Fischernetze, aus den Meeren. Aus den Netzen werden Nylon-Fasern für Strumpfhosen oder Badebekleidung hergestellt.
  • Refill Deutschland: Bundesweite Bewegung mit mehr als 6.000 Refill-Stationen und Trinkbrunnen, an denen man seine mitgebrachte Flasche kostenlos mit Leitungswasser auffüllen kann.
  • Plastic Pirates: Von der Europäischen Union geförderte europaweite Initiative, bei der Schulklassen und Jugendgruppen als „Plastikpiraten“ den Plastikmüll in europäischen Gewässern erforschen.

Was können wir alle gegen Plastikmüll tun?

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    TIPP 2:

    Stoffbeutel, Obst- und Gemüsenetze und Körbe beim Einkaufen nutzen.

     

     

     

     

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    TIPP 4:

    Selbst kochen oder im Restaurant essen statt Fertiggerichte und To-Go-Essen. Eis in der Waffel statt im Becher verzehren.

     

     

     

     

     

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    TIPP 6:

    Fahrrad und Bahn statt Auto nutzen, um Mikroplastik durch Reifenabrieb zu reduzieren.

     

     

     

     

     

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    TIPP 8:

    Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle, Seide, Wolle oder Leinen kaufen. Kunstfasern vermeiden, da sich hier beim Waschen Mikroplastikpartikel lösen.

     

     

     

     

     

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    TIPP 10:

    Bei Müllsammelaktionen vor der Haustür, an Flüssen oder Küsten mitmachen.

     

     

Links mit weiteren Tipps zur Plastikvermeidung

Links mit weiteren Tipps zur Plastikvermeidung

Gibt es nachhaltige Alternativen zu Plastik?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ob Produkte oder Verpackungen nachhaltig sind, darüber entscheidet nicht nur das Material. Auch der Ressourceneinsatz bei der Herstellung, das Gewicht, die Transportwege oder die Entsorgungsmöglichkeiten samt Recyclingquoten spielen eine Rolle bei der Ökobilanz. Wir haben einige Produkte beispielhaft miteinander verglichen:

Text barrierefrei zum Nachlesen: Gibt es nachhaltige Alternativen zu Plastik?

Text barrierefrei zum Nachlesen: Gibt es nachhaltige Alternativen zu Plastik?

Ist Bioplastik besser als Plastik?

Leider nein. Es gibt zwei Arten von Bioplastik:

  1. Bio-basierte Kunststoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr oder Zellulose hergestellt. Allerdings wird zum Beispiel Zuckerrohr meist unter problematischen Bedingungen angebaut (hoher Pestizideinsatz, Monokulturen, Gentechnik, Ausbeutung). Häufig besteht Bioplastik zudem nicht zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, sondern es werden Plastikpartikel beigemischt. Damit sind die Produkte nicht abbaubar.
  2. Bio-abbaubare Kunststoffe können auch aus endlichen Ressourcen wie Erdöl gefertigt sein. Meist dauert der Zeitraum der Verrottung länger als es wirtschaftlich sinnvoll ist. Daher landen die meisten bio-abbaubaren Kunststoffe am Ende doch in Müllverbrennungsanlagen.

Fazit: Bloß weil „bio“ drauf steht, ist Bioplastik noch lange nicht umweltfreundlicher. Viele Umweltorganisationen lehnen Produkte aus Bioplastik daher ab (Quellen: WWF, BUND, Plastikatlas).

Stoff-, Papier- oder Plastiktüte – was ist umweltschonender?

Baumwolltaschen sind nicht unbedingt umweltfreundlicher, weil viele Ressourcen wie Wasser und Energie für deren Herstellung verwendet werden. Studien zufolge muss eine Stofftasche zwischen 20 und 100 Mal verwendet werden, bis ihre Klimabilanz stimmt. Andererseits ist eine Baumwolltasche in der Regel kein Einwegprodukt wie eine Plastiktüte und punktet damit ökologisch bei der Entsorgung.

Eine Plastiktüte wird meist nur ein Mal verwendet, benötigt aber rund 20 Jahre, bis sie in ihre Einzelteile zerfallen ist. Übrig bleibt immer noch Mikroplastik.

Eine Papiertüte muss für eine gute Ökobilanz mindestens drei Mal genutzt werden. Was viele nicht wissen: Papiertüten bestehen oft nicht aus Recyclingmaterial und müssen verbrannt werden.

Fazit: Bei häufigem Gebrauch sind Stofftaschen, am besten aus Bio-Baumwolle, den anderen vorzuziehen. Also am besten bei jedem Einkauf mitnehmen (Quellen: Deutschlandfunk, WDR, NABU).

Glas- oder PET-Flasche – was ist nachhaltiger?

Beide Flaschentypen sind als Mehrwegflaschen nachhaltig, als Einwegflachen nicht. PET-Flaschen lassen sich bis zu 25 Mal wieder befüllen, Glasflaschen sogar bis zu 50 Mal. Der Nachteil von PET: Es ist Kunststoff, wird aus Erdöl hergestellt und verrottet nicht. Der Vorteil ist das geringe Transportgewicht. Je weiter Glasflaschen transportiert werden, desto schlechter fällt die Ökobilanz wegen des hohen Gewichts aus. Außerdem benötigt man viel Energie beim Einschmelzen von Glas.

Fazit: Einwegflaschen vermeiden, stattdessen Mehrwegflaschen möglichst mit Getränken aus der Region verwenden. Am nachhaltigsten ist Leitungswasser (Quelle: Umweltbundesamt).

Fazit

Plastik ist nicht das Problem. Sondern das, was wir damit machen.

Erik Solheim, Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), 2018

Kennen Sie Plogging, Plalking oder Pliking?

Dieser neue Trend kommt aus Schweden und bedeutet nichts anderes, als beim Jogging, Walking oder Wandern (englisch „hiking“) nebenher Müll aufzusammeln. Das schwedische Wort „plocka up“ bedeutet „aufsammeln“.

Plastikmüll im Unterricht

Unterrichtsmaterial der Landeszentrale

Mach´s klar 2018-33: It´s a plastic world - ersticken wir am Plastikmüll?

Wie viel Plastikmüll produzieren wir? Wie funktioniert Müllvermeidung? Ist Plastik ein Fluch oder Segen?

„Mach´s klar! Politik – einfach erklärt“ informiert mit Schaubildern, Tabellen und kurzen Texten. Aufgabenstellungen in verschiedenen Niveaustufen lassen die Handreichung zur praktischen Hilfe im Unterricht werden.

Plastikmüll in der Schule vermeiden – so geht's!

  • Wickle dein Pausenbrot nicht in Folie. Ab damit in die Brotdose!
  • Wiederverwendbare Edelstahl- oder Aluflasche für heiße und kalte Getränke. 
  • Anstelle von Plastik: Schnellhefter aus Karton, Holzlineal, Spitzer aus Metall usw.
  • Tausche und verschenke anstatt alles neu zu kaufen und wegzuwerfen.

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Linksammlung

Quellen & weitere Infos

Studien und Berichte

Studien und Berichte

Nützliche Apps

Nützliche Apps

  • BUND-App „ToxFox“, um Gifte in Produkten zu erkennen: App herunterladen und Strichcode des Produkts mit dem Smartphone scannen. Der Hersteller erhält eine automatische Anfrage und ist verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen Auskunft zu erteilen. Weitere Infos

  • CodeCheck: Mit dieser kostenlosen App lassen sich Produkte im Supermarkt oder der Drogerie abscannen, um herauszufinden, ob Mikroplastik enthalten ist. Weitere Infos

Filme, Videos & Podcasts

Filme, Videos & Podcasts

Autor: Internetredaktion LpB BW | letzte Aktualisierung: März 2023

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