OECD-Jahresbericht "Bildung auf einen Blick" 2006
Die jährlich erscheinende Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) analysiert die Entwicklung der Bildungssysteme in den 30 größten Industrienationen und konzentrierte sich 2006 auf den Hochschulbereich. Dort erhöhte Deutschland den Anteil der Absolventen zwischen 2000 und 2004 zwar von 19,3 auf 20,6 Prozent. Die meisten OECD-Länder machten aber weit größere Fortschritte: Im Durchschnitt weisen inzwischen 36,8 Prozent eines Altersjahrgangs einen Abschluss im tertiären Bereich des Bildungswesens vor. Die Zahlen, die die OECD vorgelegt hat, sind allerdings aufgrund unterschiedlicher Bildungssysteme nicht direkt vergleichbar. Ein Teil der Abschlüsse, die andernorts an Hochschulen gemacht werden, werden in Deutschland durch die Berufsausbildung erworben.
Der Anteil der deutschen Uni-Absolventen an der Gesamtzahl der Absolventen im OECD-Raum sei seit dem Jahr 2000 bereits von 6,8 auf 5,7 Prozent zurückgegangen. International geht der Trend in Richtung Spitzenqualifikation für möglichst viele. In Deutschland stiegen die die Studienanfängerzahlen zwischen 1988 und 2004 nur unterhalb des OECD-Schnitts. Beim Prozentanteil der Menschen mit Hochschulreife fiel Deutschland vom 9. auf den 22. Platz ab.
Angesichts der geringen Geburtenraten werde sich das Problem noch verschärfen, sagte Andreas Schleicher, Hauptautor der Studie. Deutschland werde den steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften so nicht befriedigen können.
Auch bei der Weiterbildung kann Deutschland nicht glänzen. Während 2004 in der Bundesrepublik 12 Prozent der 25- bis 64-Jährigen an einer beruflichen Weiterbildung teilgenommen hatten, waren dies im OECD-Mittel 18 Prozent. Von 100 Ungelernten in Deutschland machten nur drei Prozent eine berufliche Weiterbildung. Im OECD-Schnitt sind dies mehr als doppelt so viel. Das Risiko, arbeitslos zu werden, hängt stark vom Bildungsstand ab. Unter Hochschulabsolventen waren in Deutschland nur 5,5 Prozent arbeitslos, unter Personen ohne Schulabschluss 20,5 Prozent.
Kritik übt die OECD wieder an der Finanzierung des Bildungssystems. Der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt liege mit 5,3 Prozent deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 5,9 Prozent.
OECD: Education at a Glance 2006
ZDFheute: OECD-Studie: Deutschland verliert Anschluss