Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
26. September 2021
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Zeitgleich mit der Bundestagswahl am 26. September 2021 wählten die Bürgerinnen und Bürger in Mecklenburg-Vorpommern ihren achten Landtag seit der Wiedervereinigung. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig von der SPD konnte einen deutlichen Sieg einfahren, während die CDU ein historisch schlechtes Ergebnis erzielt. Den Grünen und der FDP gelingt der Wiedereinzug in den Landtag.
Vorläufiges Ergebnis
Landtagswahl Mecklenburg-Vorpommern (Stand: 27.9.2021)
Das vorläufige Ergebnis der Landtagswahl 2021 liegt vor: Die SPD mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig siegt deutlich in Mecklenburg-Vorpommern, die CDU muss deutliche Verluste hinnehmen. Grüne und FDP schaffen den Wiedereinzug in den Landtag.
Die SPD erzielt 39,6 Prozent der Stimmen und verteidigt damit ihre Spitzenposition. Mit 9,0 Prozent Stimmenzuwachs haben die Sozialdemokraten einen deutlichen Sieg eingefahren. Die AfD wird erneut zweitstärkste Kraft mit 16,7 Prozent, muss jedoch ein Minus von 4,1 Prozent der Stimmen akzeptieren. Die CDU holt lediglich 13,3 Prozent der Stimmen, so wenige wie noch nie bei Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern. Sie verliert 5,7 Prozentpunkte. Auch die LINKE verschlechtert ihr Ergebnis vom letzten Mal. Sie kommt auf 9,9 Prozent (-3,3 Prozent). Freuen können sich dagegen Bündnis 90/Die Grünen und die FDP. Mit 6,3 Prozent für die Grünen (+1,5 Prozent) und 5,8 Prozent für die FDP (+2,8 Prozent) ziehen beide Parteien wieder in den Landtag ein. Die sonstigen Parteien kommen auf 8,4 Prozent (-0,2 Prozent).
Sitzverteilung im Landtag
Laut vorläufigem Ergebnis der Wahl besteht der neue Landtag aus 79 Abgeordneten. Die SPD erhält 34 Sitze (+8 Sitze im Vergleich zur Wahl 2016), die AfD 14 Mandate (-4), die CDU 12 Mandate (-4), die LINKE neun Sitze (-2) sowie die Grünen und die FDP jeweils fünf Mandate (+5).
Wahlbeteiligung
Rund 1,3 Millionen Menschen waren am 26. September 2021 dazu aufgerufen, einen neuen Landtag in Mecklenburg-Vorpommern zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,8 Prozent – und damit um neun Prozentpunkte höher als 2016. Mehr als jede und jeder Dritte hat per Briefwahl abgestimmt, 34,5 Prozent. Das ist ein deutlich höherer Wert als bei der Wahl 2016, als sich 20 Prozent für die Briefwahl entschieden hatten. Im Wahlkreis Rostock war die Wahlbeteiligung mit 80,7 Prozent am höchsten.
Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten
Die Ministerpräsidentin
Manuela Schwesig ist seit dem Rücktritt ihres Vorgängers Erwin Sellering im Jahr 2017 Ministerpräsidentin des Landes und SPD-Spitzenkandidatin für die Wahl im September. Zum ersten Mal tritt sie also als amtierende Ministerpräsidentin an. Im Reigen des politischen Spitzenpersonals des Landes gilt sie als bekannteste und beliebteste Politikerin. Manuela Schwesig arbeitete vor ihrer Karriere in der Politik als Finanzbeamtin in Mecklenburg-Vorpommern. Von 2008 bis 2013 war sie Ministerin für Soziales und Gesundheit sowie für Arbeit in Schwerin, von 2013 bis 2017 war sie Bundesfamilienministerin. Sie gilt seit Jahren als eine der Hoffnungsträgerinnen der SPD.
Die Herausforderer
Der AfD-Kandidat Nikolaus Kramer ist Oppositionsführer im Schweriner Landtag. Der Polizeioberkommissar ist seit 2016 Abgeordneter und saß von 2014 bis 2019 in der Bürgerschaft in Greifswald. 2017 ernannte ihn die AfD zum Landesvorsitzenden.
Michael Sack führt die CDU als Spitzenkandidat in den Wahlkampf. Seit 2020 ist er Vorsitzender der Landes-CDU in Mecklenburg-Vorpommern. Der Bauingenieur arbeitete bis 2010 als Berufsschullehrer, bevor er 2010 zum Bürgermeister der Kleinstadt Loitz gewählt wurde. Ein Jahr später war er auch Kreistagspräsident im Landkreis Vorpommern-Greifswald. 2018 zog er in den Landtag ein.
DIE LINKE setzt mit Simone Oldenburg auf erfahrene politische Kraft. Die ausgebildete Lehrerin und langjährige Schulleiterin in Klütz ist seit 2011 Mitglied des Landtags und seit Jahren das Gesicht der LINKEN in Mecklenburg-Vorpommern. Seit mehr als vier Jahren ist sie an der Spitze ihrer Landtagsfraktion, 2018 übernahm sie zudem die Rolle der Stellvertretenden Parteivorsitzenden auf Bundesebene.
Die Grünen sind bislang zwar nicht im Schweriner Landtag vertreten, das könnte sich aber unter der Führung von Anne Shepley ändern. Die Personalberaterin, die bis 2014 knapp zehn Jahre im Ausland gelebt hat, verfügt über wenig politische Erfahrung. Seit knapp einem Jahr ist sie Stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Kreistag Nordwestmecklenburg. Profitieren könnte sie auch von den guten Umfragewerten der Grünen im Bund.
Auch die Freien Demokraten sind bislang nicht im Landtag vertreten, rechnen sich jedoch aufgrund der Umfragewerte gute Chancen auf einen Einzug ins Parlament aus. Der FDP-Spitzenkandidat ist René Domke. Der Finanzwirt arbeitete viele Jahre in der Landesverwaltung und war Mitglied und Fraktionsvorsitzender in der Bürgschaft in Wismar. Seit 2013 ist er Landesvorsitzender der FDP in Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört auch dem Bundesvorstand seiner Partei an.
Ausgangslage und Umfragen
Monatelang drehte sich die Politik in Mecklenburg-Vorpommern vor allem um die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die sinkende Zustimmung der Bürgerschaft zur Corona-Politik belastete vor allem die Koalitionsregierung aus SPD und CDU, die durch die Kritik an Rückhalt verlor. Im Wahlkampf geht es nun vor allem um die Bewältigung der Pandemiefolgen für die Wirtschaft. Aber die Landtagswahl steht auch im Schatten der Bundestagswahl.
Bei den letzten Umfragen vor der Wahl hat die SPD deutlich zugelegt und steht derzeit bei 38 bis 40 Prozent. Die CDU liegt nur noch bei 12 bis 15 Prozent, die AfD bei 15 bis 18 Prozent und DIE LINKE bei 10 bis 11 Prozent. Die Grünen und die FDP können sich berechtigte Hoffnungen auf einen Wiedereinzug in den Schweriner Landtag machen. Damit könnten im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern erstmals sechs Parteien vertreten sein. Eine Fortsetzung der Großen Koalition aus SPD und CDU ist rechnerisch möglich, aber auch Rot-Grün oder eine Dreierkoalition ist nicht ausgeschlossen. Das „Farbenspiel“ ist dabei offen.
Umfragen zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am 26. September 2021 (Angaben in %)
SPD | AfD | CDU | LINKE | Grüne | FDP | Sonstige | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Infratest dimap/ARD 17. September 2021 | 40 | 15 | 15 | 10 | 6 | 5 | 9 |
INSA/Nordkurier 17. September 2021 | 40 | 18 | 12 | 11 | 7 | 6 | 6 |
Forschungsgruppe Wahlen/ZDF 17. September 2021 | 38 | 17 | 15 | 11 | 6 | 6 | 7 |
Infratest dimap/NDR/Ostsee-Zeitung/Schweriner Volkszeitung 09. September 2021 | 39 | 17 | 14 | 10 | 6 | 7 | 7 |
Infratest dimap/NDR/Ostsee-Zeitung/Schweriner Volkszeitung 26. August 2021 | 36 | 17 | 15 | 11 | 6 | 8 | 7 |
INSA/Nordkurier 15. August 2021 | 28 | 17 | 18 | 14 | 8 | 7 | 8 |
INSA/Nordkurier 25. Juli 2021 | 26 | 19 | 20 | 13 | 9 | 7 | 6 |
Infratest dimap/NDR/Ostsee-Zeitung/Schweriner Volkszeitung 15. Juli 2021 | 27 | 16 | 23 | 12 | 7 | 7 | 8 |
INSA/BILD 01. Juli 2021 | 26 | 19 | 20 | 13 | 8 | 6 | 8 |
Infratest dimap/NDR/Ostsee-Zeitung/Schweriner Volkszeitung 20. Mai 2021 | 23 | 17 | 21 | 11 | 14 | 6 | 8 |
Rückblick: Landtagswahl in Meckenburg-Vorpommern 2016
Die Wahl des Schweriner Landtags im September 2016 brachte im Vergleich zur Wahl von 2011 massive Veränderungen mit sich. Alle im Schweriner Landtag vertretenen Parteien hatten Einbußen zu verzeichnen: Die SPD verlor fünf, die CDU vier und DIE LINKE fünf Prozentpunkte. Die Grünen und die FDP kamen erst gar nicht über die Fünfprozenthürde. Auch die rechtsextreme NPD verpasste nach zehn Jahren im Parlament den Einzug in den Landtag, was Kommentatoren als das Ende ihres relativen politischen Einflusses in ganz Deutschland deuteten. Neu hinzu kam die AfD, die auf Anhieb zweitstärkste Kraft wurde. Sie profitierte vor allem von dem Richtungsstreit über die Flüchtlingspolitik, konnte aber auch viele Nichtwählerinnen und Nichtwähler für sich gewinnen.
Ergebnisse der Wahlen zum Landtag von Mecklenburg-Vorpommern seit 2011 (Angaben in %)
SPD | AfD | CDU | LINKE | Grüne | FDP | Sonstige | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
2016 | 30,6 | 20,8 | 19,0 | 13,2 | 4,8 | 3,0 | 8,6 |
2011 | 35,6 | -- | 23,0 | 18,4 | 8,7 | 2,8 | 11,5 |
Wahlsystem
Rund 1,3 Millionen Wahlberechtigte sind in Mecklenburg-Vorpommern aufgerufen, die Mitglieder des neuen Landtags in Schwerin zu bestimmen. Wählen kann jeder und jede Deutsche mit der Vollendung des 18. Lebensjahres. Das Wahlsystem gleicht dabei dem der Bundestagswahl: Mit der Erststimme bestimmen die Wähler 36 Direktmandate in den Wahlkreisen. Mit der für die Sitzzuteilung im Landtag maßgeblichen Zweitstimme werden über (geschlossene) Landeslisten der Parteien mindestens weitere 35 Mandate vergeben. Parteien, die bei den Zweitstimmen weniger als fünf Prozent der Wählerstimmen erreichen, ziehen dabei nicht ins Parlament ein. Insgesamt hat der Schweriner Landtag mindestens 71 Abgeordnete. Durch Überhang- und Ausgleichsmandate können es auch mehr werden.
Wahl-O-Mat: Landtag von Mecklenburg-Vorpommern
26. September 2021
Der Wahl-O-Mat zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern fragt die Nutzerinnen und Nutzer nach ihren Positionen zu ausgewählten politischen Themen. Anschließend werden die Antworten mit den Partei- und Wahlprogrammen aller zur Wahl zugelassenen Parteien verglichen. Der Wahl-O-Mat ist ein Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung und der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Der Wahl-O-Mat ist freigeschaltet!
www.wahl-o-mat.de
Parteien
Spitzenkandidatinnen und -kandidaten
Spitzenkandidatinnen und -kandidaten
Letzte Aktualisierung: September 2021, Internetredaktion der LpB BW